Vom 10.01.2014 bis 17.01.2014 halfen drei syrische Flüchtlinge am Bauprojekt „Bewegungslandschaft für Kleinkinder“ in der Familienbildungsstätte mit, auf Basis einer gemeinnützigen Tätigkeit. Dies ist die einzige Form in der Flüchtlinge, die sich im Asylbewerberaufnahmeverfahren befinden, tätig werden dürfen. Dabei darf die Anzahl der Arbeitsstunden nicht 80 Stunden pro Monat überschreiten, der Stundenlohn beträgt 1,05 €. Für die Betroffenen war dies eine große Chance, da die Männer unbedingt eine Beschäftigung brauchen – und sei es auch nur vorrübergehend.
In dem konkreten Projekt an der Familienbildungsstätte Filderstadt entstand gemeinsam mit ehrenamtlich engagierten Eltern, unter der Anleitung von Rainer Ulm, eine tolle Spiellandschaft aus Naturholz, die zum Spielen mit allen Sinnen anregt. Frau Bondorf und ihr Team hatten sich auf dieses besondere Experiment offen und interessiert eingelassen. Denn bisher gibt es noch kaum Erfahrungswerte von Flüchtlingen in gemeinnützigen Tätigkeiten und erschwerend verfügten die drei Männer, die Bereitschaft zur Mitarbeit zeigten, über keine anderen Sprachkenntnisse als arabisch und kurdisch.
Die Männer waren zwar sehr froh für eine bestimmte Zeit eine Aufgabe zu haben, waren sich aber sehr unsicher wie das alles werden und wie die Verständigung mit den deutschen Leuten funktionieren würde. Als sie dann am ersten Tag von einem Arbeitskreismitarbeiter bei der Gemeinschaftsunterkunft zur Familienbildungsstätte begleitet wurden waren sie sehr aufgeregt. Dort wurden sie sehr freundlich von allen begrüßt. Als sie dann den Raum sahen und die Materialien konnten sie sich nicht vorstellen, wie da jemals eine Spielelandschaft draus werden könne. Doch Herr Ulm nahm ihnen diese Unsicherheit ganz schnell. Er erklärte ihnen die Arbeit im Tun und machte ihnen einfach die Aufgaben vor. Die Verständigung mit Herrn Ulm war sehr gut und als dann alles gut klappte verflog ganz schnell die Aufregung. Dies lag auch an der Organisation, alles war gut durchdacht und ging Hand in Hand. Besonders freute die Männer, dass dies eine Arbeit war die kleinen Kinder zu gute kommt, die ihnen alle sehr am Herzen liegen.
Die drei Männer würden gerne weiterhin bei solch einem Projekt mitarbeiten und können dies jedem nur empfehlen. Mal raus aus dem täglichen Einerlei der Unterkunft, was zu machen und Kontakte zur Bevölkerung zu bekommen – dies haben die Männer als sehr bereichernd erlebt.
Persönliche Eindrücke der Männer:
„Es war eine sehr schöne Arbeit und auch der Umgang miteinander. Wir waren als selbstverständlicher Teil mit dabei.“
„Das war das erste Mal, seit ich Syrien verlassen habe, dass ich mal nicht an meine Heimat und meine Verwandten oder Freunde denken musste“.
„Nach den ganzen Erlebnissen in Syrien und auf der Flucht sind wir jetzt geöffnet für neue Eindrücke“.
Ein herzliches Dankeschön an Frau Bondorf, Herr Ulm und an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familienbildungsstätte Filderstadt für Ihre Offenheit und Bereitschaft sich auf Neues einzulassen – im Rahmen eines solchen Projektes schon gar nicht selbstverständlich!
Danke an Herrn Hussein, Herrn Muhammad und Herrn Nerso für die Übersetzung der Gespräche am 21.01. und 23.01. 2014 in der Gemeinschaftsunterkunft.
"Kaum zu glauben, was man/Frau in so kurzer Zeit machen kann"
"So groß und toll habe ich mir das nicht vorgestellt"
"Ich konnte mir das überhaupt nur schwer vorstellen"
"Danke dass Ihr so hartnäckig wart und das durchgezogen habt"
"Wäre gerne noch öfters beteiligt gewesen"
"Das nächste Mal bin ich wieder oder überhaupt erst dabei"
"WOW, Daumen nach oben"
"Es ist wirklich schön geworden"
Rainer Ulm gelingt es eine Atmosphäre zu schaffen in der Kreativität freigesetzt wird und die Beteiligten sich angstfrei neuen Herausforderungen stellen können. Durch dieses Gemeinschaftsprojekt war es möglich als Frau Einblick in eine Männerdomäne zu bekommen, ein Gefühl für den Einsatz von Maschinen zu entwickeln, es einfach mal auszuprobieren wie das so ist mit Bohrmaschine, Säge und Co, Fehler zu machen ohne einen "Anschieß" zu kassieren, dazulernen und das Gelernte gleich an weitere Helfer weiterzugeben.
Die Arbeiten waren vielseitig und abwechslungsreich. Rainer Ulm hatte stets den Gesamtüberblick, übertrug aber dennoch die Verantwortung für ganze "Teile", sodass wir herausgefordert waren selbständig zu arbeiten. Gerade Männer mit handwerklichen Vorkenntnissen wurden nicht unter Wert eingesetzt. Sie hatten dadurch offensichtlich ihren Spaß und wurden gerne zu "Wiederholungstätern". Nicht zu vergessen die Kommentare und leuchtenden Augen eines jeden Heimwerkers beim Anblick und Einsatz der vielen Festoolmaschinen.
Dadurch, dass sich jeder der möchte beteiligen kann und sei es "nur" zum Brezeln besorgen, wurde die Vernetzung zwischen den Eltern und dem Kindergarten positiv verstärkt, Kontakte geknüpft und intensiviert. Ein tolles Gemeinschaftsprojekt das durch ein super und vor allem bleibendes Ergebnis belohnt wird.
Für die Kinder war es aufregend so nahe am Geschehen dabei zu sein. Ihnen wurde es im Verlauf immer wichtiger dass Mama und Papa auch Mal mithelfen. Gibt es überzeugendere Motivatoren? Sehr schön war es, dass die Kinder fern der lauten Maschinen im Garten "Ihren" Baumstamm mit Schmirgelpapier bearbeiten durften. Sie sind heute stolz wie Oskar wie glatt doch Ihr Stamm jetzt ist. : )